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Ich habe mal gehört,
dass in Norwegen das Smalltalk Gespräch Nummer eins auf Partys die
Romane des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgard sind.
Knausgard hat in den
letzten Jahren sechs autobiografische Mammutwerke von sich
veröffentlicht und die ersten drei davon gibt es nun auch in
deutscher Übersetzung. Im Original lautet der Titel dieser Bände
„Min Kamp“, auf deutsch „Mein Kampf“, und konnte so unmöglich
ins deutsche Übertragen werden, daher hat jeder Band einen eigenen
neuen deutschen Titel: der 1. Band heißt Sterben, der 2.
Lieben und der 3. Spielen.
Die Bände
haben zusammen ca. 4000 Seiten, aber davon sollte man sich auf gar keinen Fall
abschrecken lassen, denn diese Bücher haben höchstes
Suchtpotential. Ich habe vor kurzem den Band Lieben
verschlungen und möchte ihn Euch heute hier vorstellen und ans Herz
legen.
In Lieben
geht es um die erste Begegnung mit seiner Frau, die Entstehung ihrer
Liebe, darüber was es bedeutet Vater zu werden und seine Kinder zu
erziehen und die alltäglichen Höhen und Tiefen einer Ehe zu
meistern.
Das Besondere aber
an seinem Werk ist eine schonungslose Ehrlichkeit und die Kraft und
Schönheit seiner Sprache. Er beschreibt en Detail ganz alltägliche
Situationen mit einer Sprache, die uns in seine Welt aufsaugt und
süchtig macht. Wir lernen ihn, den Schreiber und Protagonisten, bis
in seine intimsten Gedanken kennen; seine inneren Monologe über
seine Frau und seine Kinder, über seinen Kampf und seine Liebe, und
mit der Zeit wird er wirklich zu einem guten Freund. Er geht hart mit
sich selbst ins Gericht, wenn er über seine Unsicherheiten schreibt,
und wie er sich manchmal, wie ein losgelöster Teil, wie ein
Fremdkörper durch diese Welt bewegt. Es wird klar, dass sein Wahn
alles genau aufschreiben zu müssen, für ihn notwendig ist, um die
Wirklichkeit zu verstehen. Denn erst durch das Beschreiben der
Menschen, Dinge und Stimmungen die ihn umgeben, erfahren Sie für ihn
eine Bedeutsamkeit.
Seine
Herangehensweise ist nicht ganz unumstritten. Knausgard hat mehrere
Klagen wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts am Hals, seine
Frau liegt nach der Lektüre seines Werkes in einer geschlossenen
Anstalt und auf die Frage seiner Ex-Frau, warum er alles so
rücksichtslos über sie aufgeschrieben habe, sagt er: „Das was ich
gemacht habe, ist unverantwortlich.“ und weiter: Es fühle sich an,
als habe er dem Teufel seine Seele verkauft – schließlich habe er
im Tausch für die Bücher viel Geld und Ruhm erhalten. Aber seine
Motive, sagt er, seien edel. Er habe einfach das Leben aufschreiben
wollen, wie er es sieht.“
Karl Ove Knausgard
ist der Marcel Proust unserer Zeit. Und das Schönste ist, wenn man
das Buch zu Ende gelesen hat, dann geht es erst richtig los, denn da
liegen noch viele viele tausende von Seiten vor einem. Ich wünsche
Euch viel Spaß beim lesen!
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