hier der Link zum nach hören:
Beim flanieren durch diese Stadt,
auf der Suche nach Magie, bin ich gestern Abend im Kino International gelandet
und habe den Film Boyhood gesehen.
Boyhood
ist wirklich ein grandioser Film über das Erwachsenwerden eines 6jährigen
Jungen in Texas. Das besondere aber an diesem Film ist, dass er die Echt-Zeit
zeigt, d.h. die 12 Jahre die in diesem Film vergehen, sind auch in der Realität
vergangen, die Schauspieler sind gealtert und aus dem Jungen ist ein richtiger
Mann geworden. Der Regisseur Richard Linklater ist bekannt für seine
Langzeitprojekte. Seine Protagonisten philosophieren über das Leben, wie sie es lieben
und daran verzweifeln aber immer weitermachen, so wie es läuft, mit allen Höhen
und Tiefen.
So auch in seinem neuesten Film Boyhood. Der Film zeigt wichtige Stationen in der Entwicklung eines Kindes
zum Erwachsenwerden, wobei er eher wie Kindheitserinnerungen funktioniert.
Das heißt nicht die vermeintlich großen Ereignisse, wie Einschulung,
Abiturübergabe, Abschlussball, erster Kuss usw. sind die Themen, sondern eher
so stimmungshafte Momentaufnahmen, wenn man als Kind in einem Zustand des
zeitlosen Daseins ist, und zum Beispiel in der Nachmittagssonne an einem
Gartenzaun sitzt und die kleine Welt um sich herum beobachtet. Wie Mason, der
Protagonist des Films, einen Kadaver eines Vogels beobachtet und so
unvermittelt und unschuldig mit der Tatsache des Sterbens konfrontiert wird.
Oder wenn er traurig dem Vater hinterher schaut, wenn dieser nach dem Streit
mit der Mutter geht und so schon früh dem Gefühl des Verlassenwerdens
ausgesetzt ist. Und die ersten pubertären Empfindungen gegenüber dem anderen
Geschlecht, die in schüchternen Blicken und ersten Gesprächen Nachts an einem
Pool einen ganz besonderen Moment zeichnen. Die Geschichte, die in diesem Film
erzählt wird ist zwar fiktiv, aber so nah am wirklichen Leben und so charmant
erzählt, dass der Zuschauer sich selbst an seine Kindheit und Jugend erinnert
fühlt.
Der Film stellt die Frage, was ist
Kindheit; ein offener Raum voller Möglichkeiten oder ein Käfig der
Sozialisation? Die Frage nach Magie und die traurige Erkenntnis der Grenzen der
Realität. Die Arbeit sich das Glück und die Schönheit der Welt immer wieder
bewusst zu machen und das magische im Alltäglichen zu sehen. Die Frage nach der
Zeit ist elementar für dieses Filmprojekt. Was ist Zeit sowohl als aktiver Faktor
in einer Geschichte als auch im echten Leben.
Der Film hatte 39 Drehtage in 11
Jahren (von 2002-2013) und es ist erstaunlich, wie konstant die Dramaturgie und
Qualität des Films ist, wenn man bedenkt, dass man in den ersten Einstellungen
noch nicht wissen konnte wie der Film verlaufen wird, bzw. wie sich die
Darsteller entwickeln werden. Es hätte ja sein können, dass der Protagonist
irgendwann keine Lust mehr auf den Dreh gehabt hätte. Doch Linklater vertraute
seinen Darstellern und seiner Idee und ihm ist ein großartiges stimmungsvolles
Werk gelungen.
Am Ende des Film möchte man gleich
noch mal den Anfang sehen und überprüfen, ob man in dem kleinen 6jährigen
Jungen schon erkennen kann, ob da angelegt ist, was sich im laufe des Films
entfaltet. Dass sich da ein ruhiger, sympathischer junger Mann mit einer
sensiblen, kreativen Weltsicht entwickelt. Und man fragt sich, wie geht es
jetzt wohl weiter? Jetzt geht es doch eigentlich erst los
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