Montag, 23. Juni 2014

Boyhood


hier der Link zum nach hören:




Beim flanieren durch diese Stadt, auf der Suche nach Magie, bin ich gestern Abend im Kino International gelandet und habe den Film Boyhood gesehen.
Boyhood ist wirklich ein grandioser Film über das Erwachsenwerden eines 6jährigen Jungen in Texas. Das besondere aber an diesem Film ist, dass er die Echt-Zeit zeigt, d.h. die 12 Jahre die in diesem Film vergehen, sind auch in der Realität vergangen, die Schauspieler sind gealtert und aus dem Jungen ist ein richtiger Mann geworden. Der Regisseur Richard Linklater ist bekannt für seine Langzeitprojekte. Seine Protagonisten philosophieren über das Leben, wie sie es lieben und daran verzweifeln aber immer weitermachen, so wie es läuft, mit allen Höhen und Tiefen.
So auch in seinem neuesten Film Boyhood. Der Film zeigt wichtige Stationen in der Entwicklung eines Kindes zum Erwachsenwerden, wobei er eher wie Kindheitserinnerungen funktioniert. Das heißt nicht die vermeintlich großen Ereignisse, wie Einschulung, Abiturübergabe, Abschlussball, erster Kuss usw. sind die Themen, sondern eher so stimmungshafte Momentaufnahmen, wenn man als Kind in einem Zustand des zeitlosen Daseins ist, und zum Beispiel in der Nachmittagssonne an einem Gartenzaun sitzt und die kleine Welt um sich herum beobachtet. Wie Mason, der Protagonist des Films, einen Kadaver eines Vogels beobachtet und so unvermittelt und unschuldig mit der Tatsache des Sterbens konfrontiert wird. Oder wenn er traurig dem Vater hinterher schaut, wenn dieser nach dem Streit mit der Mutter geht und so schon früh dem Gefühl des Verlassenwerdens ausgesetzt ist. Und die ersten pubertären Empfindungen gegenüber dem anderen Geschlecht, die in schüchternen Blicken und ersten Gesprächen Nachts an einem Pool einen ganz besonderen Moment zeichnen. Die Geschichte, die in diesem Film erzählt wird ist zwar fiktiv, aber so nah am wirklichen Leben und so charmant erzählt, dass der Zuschauer sich selbst an seine Kindheit und Jugend erinnert fühlt.

Der Film stellt die Frage, was ist Kindheit; ein offener Raum voller Möglichkeiten oder ein Käfig der Sozialisation? Die Frage nach Magie und die traurige Erkenntnis der Grenzen der Realität. Die Arbeit sich das Glück und die Schönheit der Welt immer wieder bewusst zu machen und das magische im Alltäglichen zu sehen. Die Frage nach der Zeit ist elementar für dieses Filmprojekt. Was ist Zeit sowohl als aktiver Faktor in einer Geschichte als auch im echten Leben.

Der Film hatte 39 Drehtage in 11 Jahren (von 2002-2013) und es ist erstaunlich, wie konstant die Dramaturgie und Qualität des Films ist, wenn man bedenkt, dass man in den ersten Einstellungen noch nicht wissen konnte wie der Film verlaufen wird, bzw. wie sich die Darsteller entwickeln werden. Es hätte ja sein können, dass der Protagonist irgendwann keine Lust mehr auf den Dreh gehabt hätte. Doch Linklater vertraute seinen Darstellern und seiner Idee und ihm ist ein großartiges stimmungsvolles Werk gelungen.
Am Ende des Film möchte man gleich noch mal den Anfang sehen und überprüfen, ob man in dem kleinen 6jährigen Jungen schon erkennen kann, ob da angelegt ist, was sich im laufe des Films entfaltet. Dass sich da ein ruhiger, sympathischer junger Mann mit einer sensiblen, kreativen Weltsicht entwickelt. Und man fragt sich, wie geht es jetzt wohl weiter? Jetzt geht es doch eigentlich erst los

Donnerstag, 19. Juni 2014

Magie des Alltags

Durch die Straßen von Berlin flanieren,
auf einem Dach in der Sonne liegen,
im Café Bücher lesen,
ins Theater oder Freiluftkino gehen,
oder Fußball schauen,
unterm Sternenhimmel am Wasser sitzen,
oder in bunten Gärten tanzen,
sich freuen, langweilen und einfach treiben lassen.
Durch diese Stadt, wach oder müde,
dumpf oder mit philosophischen Grundrauschen.
Dinge einfach mal nur toll oder doof finden,
einfach mal dumm sein,
oder auch ganz still und beobachten.
Durch diese Stadt, Bilder fangen und speichern;
den Geruch von heißem Beton nach dem Regen,
das morgendliche Gurren der Tauben,
der frühlingshafte Duft der Linden,
ein kaltes Radler in der Mittagshitze,
der Duft von Sonnencreme,
das Lächeln eines Fremden,
Feuerkäfer in Asphaltritzen,
durch den Sommerregen spazieren und 20 Euro finden,
Mauersegler am Abendhimmel beobachten,
in einer Hängematte einschlafen,
sich hinter den Häuserschluchten das Meer vorstellen,
auf Brandmauern glotzen und sich auch mal vom Grau inspirieren lassen.